2.Kapitel: Drei Jahre

Es hatte eine ganze weile gebraucht, bis Fenrir völlig erschöpft durch ihre Zitterkrämpfe wieder eingeschlafen war und Benjamin sie endlich wieder ins Bett tragen konnte. Für ihre schlanke Figur, wog die junge Dame nicht gerade wenig, was der Kapitän der White Flame vorrangig darauf schob, dass sie doch recht groß war. Und eine nicht zu verachtende Oberweite besaß.

Jetzt, einige Zeit später, saß er an Deck seines Schiffes, unter dem kleinen Pavillon, den er irgendwann einmal von seinem Schiffszimmermann hatte errichten lassen. Eigentlich war es nur ein Purpurrotes Tuch, dass sie über einen teil des Hecks gespannt hatten und unter welchen sie dann weiche Teppiche und Kissen ausgelegt hatten. Schnell war aus der kleinen Oase ein Rückzugsort für jederman an Bord geworden. Hier wurde an schönen, warmen sommerlichen Tagen auch das ein oder andere Fest gefeiert, wenn es denn eines zu Feiern gab.

Seine Crew stammte aus allen Teilen der Bekannten und Unbekannten Welt und jeder von ihnen brachte eigene Traditionen oder Rituale mit, ganz zu schweigen von den Geburtstagen und den Namenstagen, die sie zu Feiern hatten. Und dann gab es natürlich noch die Tage an denen jeder etwas zu Feiern hatte. Die Tage des Meeres. Tage, an denen es kein Krieg auf den Weltmeeren gab. Tage, die dazu ausgerufen wurden, die Waffen nieder zu legen und in Frieden miteinander die Sakeschalen zu heben.

Diese neuen Friedenstage, wie Benjamin sie auch schon öft gehört hatte, wurden vor einigen Jahren ausgehandelt.

Eine bestimmte Crew sollte damals wohl ihre Finger im Spiel gehabt haben.

Er schnaubte amüsiert, als er daran dachte dass er damit vielleicht die berühmten Strohhüte gemeint haben könnte, doch dem war nicht so. 

Er schloss die Augen und genoss die wärme des Tages. Im Moment befanden sie sich auf offener See und der Tag wurde durch kein Wölkchen getrübt.

Es war dennoch nicht erbärmlich heiß, sondern angenehm.

Es gab weit mehr interessante Crews als nur die der Strohhüte. Obwohl er selbst weder den Strohhüten noch der anderen Crew selbst je begegnet war, so hörte man doch so einiges an Gerüchten. Der Wolf der die Welt verändern sollte und seine Crew zum Beispiel. Oder die Wahnsennige Braut, die in steter Konkurenz zu dem Wolf gestanden hatte, bis sie ihren Untergang fand.

Was davon der Wahrheit entsprach und ob der Wolf die Welt tatsächlich veränderte, war nur schwer zu sagen. Obwohl es hieß, dass in jeder Geschichte ein wahrer Kern steckte.

Was Benjamin jedoch sagen konnte, war dass er und seine eigene Crew nur wenig von dem noch immer tobenden Krieg zwischen den Piraten und dem Titel des Piratenkönigs mit bekamen. Sie hatten ihre eigenen Probleme und Benjamin selbst besaß nur wenig interesse, sich in einen Kampf zu stürzen, der für ihn selbst keine Bedeutung besaß.

Was ihn jedoch interessierte war diese Frau, die sein Alchemist als erster entdeckt hatte. Vor zwei Tagen, um die Mittagszeit herum hatten sie die Frau aus dem Meer gefischt. Als sie sie an Bord holten, war sie mehr Tot als Lebendig und ihre Wunden waren schlimm gewesen.

Einige älter, andere frischer.

Während er darüber nachdachte, welches Schwein einer Frau das antun konnte, mahlte er mit den Zähnen und ballte die Fäuste.

Benjamin war niemand, der einer Frau einfach so etwas antat. Sie musste schon versuchen ihn zu töten, bevor er gleiches auch nur bei einer Frau wagte. Doch Fenrir wirkte nicht auf ihn, als würde sie jemanden Grundlos angreifen. Eher wirkte sie auf ihn verletzlich und unschuldig. Eine Unschuldige junge, hübsche Frau, mit langen, alabaster farbenen Beinen, die ihm etwas zu kindlich und unsicher erschien, als dass sie jemanden etwas antun würde.

"Was grinst du, als hättest du Perverse Gedanken?" Benjamin brauchte nicht die Augen zu öffnen um zu wissen, wer dort an der Treppe lehnte, die hinauf zu diesem Ort führte. Dennoch öffnete er eines.

Dort vor ihm stand ein junger Mann, mit goldbolden, kurzen Haaren und karamellfarbenen, schmalen Augen. Benjamin musste nicht stehen um zu wissen, das dieser Mann ein wenig kleiner als er selbst war und dennoch war er der einzige, von dem Benjamin manchmal das Gefühl hatte, als würde er dennoch zu ihm aufsehen müssen. Unter anderem, weil Vaith ihn immer genau dann erwischte, wenn Benjamin saß oder lag. So wie auch jetzt.

Der Kapitän der White Flamehatte sich längsseits auf die Kissen gelegt und seinen Kopf auf seinen angewinkelten Arm gelegt. Nun schielte er mit einem offnen Auge zu dem doch recht dunkelhäutigen jungen Mann empor. Obwohl Benjamin das genaue alter seines Archologen nicht kannte, wusste er dennoch, dass der Blonde etwas jünger als er selbst sein musste. Trotz allem unterschied sich ihr Wissen auf erstaunlich art und weise.

Ben hielt sich nicht für unwissend, aber Vaith schien von Dingen zu wissen, von denen Ben geglaubt hatte, dass kein Mensch etwas über derartiges wissen sollte, geschweige denn durfte.

Zudem schien der Kerl die neusten Dinge noch vor allen anderen zu wissen. Oft, noch bevor die Zeitungsmöwe überhaupt die Zeitung gebracht hatte. Wie genau dieser Kerl an die Informationen kam, war Ben ein Rätsel, wichtig war nur, dass wenn er etwas wissen musste, auf Vaith definitiv zurückgreifen konnte. Der Mann war wie ein wandelndes Lexikon.

Oder wie ein Wörter oder Sprachbuch. Der Kerl beherrschte 27 unterschiedliche Sprachen und versuchte sich derzeit an die Gebärdensprache, aufgrund eines seiner Crewmitglieder. Ben selbst hatte sich auch schon daran versucht und war bis Heute noch nicht viel weiter. Einige wenige Brocken mochte er beherrschen, doch er kam wesentlich langsamer vorran, als es bei Vaith der Fall war.

Allerdings war es bei Ben auch eher eine Frage des eigenen Interesses, während es bei Vaith noch etwas anders war.

"Darf ich nicht Grinsen?" Erwiederte Ben und zeigte Zähne, was Vaith mit einem belustigten schnauben quitierte. Er setzte sich in Bewegung und trat an Ben heran, wobei er sich in einer fließenden Bewegung ein Kissen heran zog und sich in einem eleganten Schneidersitz vor seinem Kapitän nieder ließ.

"Wie geht es der Feuerrose?" Benjamin zog eine seiner etwas buschigeren Brauen empor, bei der bezeichnung der Fremden, doch er sagte nichts dazu. Vaith besaß eine eigene Art mit den Menschen in seiner Umgebung zu interagieren und solche Spitznamen gehörten unter anderem zu seiner Art.

"Sie ist vorhin aufgewacht."

Vaith nickte. "Grace hat es mir erzählt. Sie scheint sehr instabiel, meinte sie?" Als er fragte, zog der Blonde Mann die Brauen hoch und Ben nickte.

"Offenbar hat ihr meine Erscheinung Angst eingejagt." Vaith kicherte kurz, was ihm einen scharfen Blick seitens seines Kapitäns einbrachte.

"Kein Wunder, vor deinem grisgrämigen Gesichtsausdruck hätte ich mich sicherlich auch gefürchtet."

"Hast du bei unserer ersten Begegnung aber nicht." Erinnerte Ben ihn Freundlich und Vaith grinste darauhin lediglich.

"Nein, das in der Tat nicht." Und die beiden Männer wurden wieder ernst.

"Sag mir was du über sie denkst." Verlangte Vaith, der die junge Frau selbst nur kurz zu Gesicht bekommen hatte, als Shirkan urplötzlich in ihrem Gespräch aufgesprungen war und an die Reling gelaufen war.

Als Vaith seinem Blick gefolgt war, hatte er sofort Alarm geschlagen und war völlig unvermittelt ins Meer gesprungen um sie aus dem Wasser zu fischen. Ihm und der Scharfschützin, die auf Benjamins geheiß hin ebenfalls über Bord gesprungen war und Vaith geholfen hatte, war es zu verdanken, dass sie die junge Frau überhaupt so schnell aus dem Wasser ziehen konnten.

Er war es Vaith also durch aus schuldig, dass er seinem Archologen seine Gedanken über diese Frau anvertraute.

"Ich weiß es nicht." Gab er schließlich und deshalb zu. "Ich kenne sie nicht, ich weiß nur, dass sie auf meine anwesenheit reagiert hat und dass ihr die Explosion eine heiden Angst gemacht hat." Wieder ballte er die Faust, als er sich daran erinnerte, wie verzweifelt sie sich an ihn geklammert hatte.

Vaith strich sich mit dem Daumen an seinem rechten Kieferknochen entlang. Eine Geste, die er oft tat, wenn er über etwas nachdachte.

"Die Explosion klang wie eine Kanonenkugel, die in das Schiff einschlug. Ich denke im inneren des Schiffes war es sogar noch heftiger und lauter, als es an Deck gewesen sein mochte." Vaith hob eine Braue. "Vielleicht hatte sie ein traumatisches Ereignis miterleben müssen." Spekulierte der Blonde und Ben kam nicht um hin, dem Blonden in diesem offensichtlichen Punkt recht zu geben. Die Explosion hatte tatsächlich geklungen, als wenn das Schiff unter beschuss gestanden hätte.

"Wie geht es Khan eigentlich?" Fragte Benjamin plötzlich, wo sie schon einmal dabei waren. Er hatte gar nicht nach seinem Alchemisten gesehen. "Lebt er noch?"

Hierrauf musste Vaith lachen. "Du kennst ihn, Unkraut vergeht nicht. Er kam uns mit einem schwall rosaroten Rauches entgegen. Danach hat er sich beschwert dass sein Experiment offenbar nicht den gewünschte Effekt hatte und seine Sicherheitsschürze nun Rosa sei. Außerdem plapperte etwas von mehr Quarz und weniger Schießpulver."

Benjamin musste ein schmunzeln unterdrücken und konnte den Kopf nur leicht schütteln. "Irgendwann versenkt er mir noch mein Schiff." Beschwerte Ben sich gespielt böse.

"Oder färbt es Rosa." Fügte Vaith grinsend hinzu.

"Oder das." Pflichtete der Kapitän seinem Archologen bei, wobei er das Gesicht verzog und an dem Hauptmast seines Schiffes empor blickte, an welchem das Schneeweiße Segel des Schiffes hing, welches auch Namensgebend für das Schiff war. Das und die Feuerfeste beschaffenheit des Holzes des Schiffes und des Stoffes der Segel.

"Wenn das passiert, müssen wir ihr einen neuen Namen geben. Rosé Flame, zum Beispiel." Scherzte Vaith mit erhobenem Finger und Benjamin verzog geqählt das Gesicht.

"Bitte nicht." Er legte eine Hand auf seine Augen, als wenn er es vor seinem Geisten Auge bereits sehen konnte, wie sich das Schiff rosa färbte.

"Dann bitte Kouga das Labor dieses Wahnsennigen Explosionssicherer zu machen." Meinte Vaith hilfreich und Benjamin seufzte.

"Sie gehen jede Woche gemeinsam die winzigsten Schlupflöcher durch und diskutieren, wie sie es schaffen, dass Khan uns nicht gleich alle mit in die Luft jagt." Erinnerte Benjamin den Blonden und Vaith nickte.

"Stimmt. Irgendwann geht dass Schiff dann unter weil es durch die ganzen Stahlwände zu schwer wird."

"Oh man, hör auf damit, ich krieg schon Kopfschmerzen." Knurrte Benjamin, konnte ein Schumzeln jedoch nicht ganz unterdrücken.

Eine weile schwiegen sie beide, wobei Vaith Blick sich nach rechts wandte und über das Meer schaute.

"Die Gewässer hier werden unruhig." Meinte Vaith schließlich und nach einer längeren Pause.

Benjamin betrachtete den Archologen, nur um schließlich seinem Beispiel zu folgen und auf das Meer hinaus zu sehen.

"Das ist die Grandline." Erinnerte Benjamin den Blonden, doch der ernste Blick seines Archologen, ließ auch ihn wieder ernster werden.

"Ich habe beunruhigendes gehört." Ben hob eine Braue, sagte jedoch nichts dazu. "Wir sollten es in erwähgung ziehen, diesen Teil der Grandline zu verlassen."

Doch Ben schnaubte nur freudlos. "Und wohin? Jede Seemeile die wir weiter Segeln wird uns in den Krieg ziehen und zurück können wir auch nicht mehr." Vaith seufzte und schlug die Augen nieder, wobei er seine Hand ausstreckte und über das dunkle Holz auf dem er saß, strich. Beinahe zärtlich fuhren seine Fingerkuppen über die Maserung der Planken.

"Das ist meine Schuld. Es tut mir leid." Nun lag es an Benjamin zu seufzen.

"Du kannst nichts dafür." Für einen Moment schien ein dunkler Schatten über die Karamellfarbenen Augen des Archologen zu huschen, den Benjamin jedoch nicht sah.

Doch so schnell wie der Schatten kam, so schnell verschwand er auch wieder und so war er längst verschwunden als Benjamin dem Blonden wieder ins Gesicht blickte.

"Wir haben alle unsere Probleme irgendwo hinter uns gelassen. Du bist nicht alleine dafür verantwortlich. Wir sind eben Piraten." Er zuckte mit den Schultern, kramte in einer seiner Jackentaschen herum und entnahm dieser eine kleine silberne Schachtel. Mit einer geübten Bewegung öffnete er das Kästchen und entnahm diesem eine Zigarette und ein Feuerzeug.

Die Zigarette steckte er zwischen seine Lippen und entzündete dann das Feuer des Feuerzeuges, was Vaith dazu brachte eine Braue zu heben.

"Du willst jetzt eine Rauchen?"

Ben warf Vaith nur einen kurzen Blick zu. "Es ist Mittag." Nuschelte er als antwort.

"Und dass soll es jetzt rechtfertigen?" Doch der Braunhaarige zuckte nur mit den Schultern.

"Wenn du schon die dreißtheit besitzt, dir eine Zigarette an zu machen, während ich vor dir sitze, könntest du mir wenigstens eine anbieten." Beschwerte sich der Blonde Archologe, woraufhin Benjamin nur grinste und ihm das Kästchen samt Feuerzeug reichte.

"Ich dachte du stehst eher auf Pfeifen." Nun lag es an Vaith, die Schultern zu heben und wieder fallen zu lassen. "Der Taback einer Pfeife schmeckt auch besser, trotzdem sage ich nicht nein, wenn mir jemand eine Zigarette anbietet."

"Ich habe sie dir nicht angeboten."

"Es läuft auf das selbe hinaus."

Sie beide Grinsten und Benjamin nahm einen tiefen zug, bevor er den Rauch durch den Mund wieder ausstieß und dem blauen Dunst nachsah.

"Grace hat mir erzählt, was du der Feuerrose versprochen hast. Meinst du das ernst?" Griff Vaith das Thema wieder auf.

"Ich halte meine Versprechen." Vaith nickte und nahm seinerseits einen tiefen zug.

Von irgendwoher hatte Benjamin einen Aschenbecher hervor gezogen und aschte die Kuppe, die er bereits verraucht hatte, in die kleine Schale.

"Also bietest du ihr tatsächlich Schutz an." Stellte Vaith ruhig fest und Benjamin nickte, als Vaith einen längeren Zug nahm.

"So lange sie bei uns ist, ja." 

"Und wenn sie Ärger bringt?" Vaith stieß den eigeatmenten dunst wieder aus und sah diesem eher desinteressiert nach bis Ben dem Karamellenen Blick seines Freundes begegnete und eigentlich kannte Vaith die Antwort schon.

"Du hast sie gesehen. Glaubst du, es stammt von einem Unwetter?" Der leichte Anflug von Zorn funkelte in dem dunklen Braun und Vaith konnte es sehr gut nach voll ziehen.

Benjamin brauchte keine Antwort auf seine Frage zu geben, denn er sah den selben Zorn in Vaith Augen. Was das anging, waren sie beide sich mehr als einig. 

"Es ist schon sehr Unheimlich, wenn ihr beide so finster drein schaut." Vor Vaith Nase erschien ein schmaler Zeigerfinger und stupste ihm auf eben genau diese. Der Blonde blinzelte schielend, bevor die beiden Männer den Kopf auf ihre linke wandten, wo eine Frau in einem weißen Minikleid stand. Wind kam in jenem Moment auf, der leicht durch das Karmesinrote Haar strich, sodass sie sich ein paar Strähnen hinter ihr Ohr halten musste, damit es ihr nicht ins Gesicht floss. Auf den vollen, sinnlichen Lippen der jungen Frau spielte ein warmes, freundliches Lächeln, dessen wärme sie an die hoch stehende Sonne erinnerte.

Oder viel mehr an dessen warmen Strahlen, die sich auf der Haut anfühlte wie die zarten Finger einer liebenden.

"Shila." Murmelten sie beide im Chor, was die Rothaarige zum kichern brachte und ihre Goldgelbfarbenen Iriden zum aufblitzen brachte wie einen Bernstein im Sonnenlicht.

Doch dann veränderten sich die verblüfften Gesichtsausdrücke der beiden und auf Vaith Gesicht entstand ein ebenso warmes Lächeln, wie das ihre. Ben hingegen zeigte Zähne, in dem er breit Grinste.

"Wie kommt es, dass du von Tag zu Tag schöner wirst?" Fragte Vaith charmant, was Shila ein eher amüsiertes, neuerliches kichern entlockte.

"Wenn nicht du es wärst, der mir das sagen würde, dann währe ich sicherlich bereit, mir dieses Kompliment zu Herzen zu nehmen." Erklärte sie neckisch und ließ sich auf die Knie sinken, wobei ihr Ben ein Kissen reichte. Sie bedankte sich mit einem Lächeln bei ihm, bevor sie sich wieder Vaith zuwandte.

"Autsch." Gab dieser von sich und kratzte sich scheinbar verlegen am Hinterkopf.

"Zurecht abgeblitzt." Erklärte Benjamin und drückte seine Zigarette in dem Aschenbecher aus, was Vaith ihm gleich tat, bevor der Braunhaarige diesen wieder verschwinden ließ.

"Nicht dass ich es mir von dir mehr zu Herzen nehmen würde, Ben." Erklärte die Rothaarige junge Frau ruhig und stellte die Flasche, die sie die ganze Zeit über unbemerkt in ihrer Linken Hand gehalten hatte, zwisch sie. An der Flasche waren drei Schüsseln mit einem kleinen Bändchen befestigt gewesen, welches Shila nun sorgsam löste, bevor sie sich die Flasche wieder nahm und sie öffnete.

"Touché." Gab Vaith grinsend von sich und Ben seufzte gespielt verletzt.

Mit geübten Bewegungen, goss Shila etwas von dem Inhalt in die drei Sakeschüsseln, bevor sie diese an die beiden Männer weiterreichte und die Flasche dann wieder in die Mitte stellte.

"Was gibt es zu Feiern?" Wollte Vaith neugierig wissen, doch Ben schnaubte nur.

"Warum muss man Feiern um zu trinken?" Erwieder er und wartete, bis seine Freundin und Kameradin auch ihre Schüssel aufnahm, wobei sie das Gesicht verzog.

"Ihr hab es vergessen oder?" Ihr Goldgelber Blick wanderte von einem zum anderen, doch in den Gesichtern beider Männer konnte sie lesen, dass sie tatsächlich keine ahnung hatten. 

"Mensch." Gab sie grummelnd von sich. "Heute sind es genau drei Jahre." 

Ben und Vaith wechselten einen Blick.

"Drei Jahre seit wir diese Crew gründeten." Erklärte sie hilfsbereit, wenn auch mit einem leichten seufzer und sah dann zuerst Vaith und dann Benjamin an.

"Zum wohl." Meinte Benjamin lediglich und alle drei hoben die jeweils eigene Schüssel an um von dem Sake zu probieren. 

"Ist es tatsächlich schon drei Jahre her?" Fragte Vaith nach einer kleinen Pause und zog die Stirn dabei erstaunt in Kraus.

Ben neigte den Kopf und nickte dann.

"Ja, es sind schon drei volle Jahre vergangen, seit wir uns kennenlernten und seit Ben uns beide in seine neue Crew holte." Shilas Stimme war durchsetzt von Melankolie und fernen Erinnerungen, die sie mit den beiden Männern teilte.

"Seltsam, wie schnell die Zeit verstrichen ist." Vaith legte den Kopf in den Nacken und sah in den pur Blauen Himmel empor, den nicht ein Wölcken trübte. Er saß nicht direkt unter dem Tuch, daher konnte er ein Stück des Himmels sehen.

Drei Jahre.

"Ihr beide seid die ersten gewesen, die mir über den Weg gestolpert sind." Meinte Ben und ließ in seiner Schale einen kleinen Strudel des getränks entstehen, in dem er es in gleichmäßigen kreisen, hin und her schwenkte. Sein Blick war genauso fern wie der, der beiden anderen, doch ihre Lippen zierte klein, feine Lächeln.

"Gestolpert ist lediglich Shila, ich bin elegant dazu geschritten." Grinste plötzlich Vaith, wofür er von Shila einen empörten seiten Knuff kasierte.

"Du bist gemein, Vaith!" Blaffte sie, woraufhin Ben und Vaith in gelächter ausbrachen. Shila, die ihre Backen aufgeplustert hatte, konnte sich dem lachen nicht lange entziehen und so musste sie am ende mit ihnen zusammen herzhaft lachen.

"Schon seltsam, wie das Schicksal einen manchmal an der Nase herum führt." Warf Vaith schließlich ein und Ben zog eine Braue in die Höhe.

"Schicksal?" Der Archologe neigte den Kopf.

"Zufall." Bemerkte Shila lediglich und Vaith sah sie einen Moment lang an, bevor er mit den Schultern zuckte. "Wie auch immer man es nennen möchte."

"Wie auch immer." Pflichtete Ben bei und nahm einen Schluck, was die anderen beiden ihm nach taten.

"Und? Was haben wir vor?" Fragte Shila schließlich unvermittelt und die beiden Männer wandten sich der Rothaarigen zu. "Wie ist der große Plan?" Wollte sie wissen, ohne ihre Blicke zu erwiedern, stadtessen betrachtete sie ihr eigenes Spiegelbild in der Sakeschale. 

"Wer sagte etwas von einem Masterplan?" Ben stellte die Sakeschüssel vor sich auf den Boden und streckte sich, nur um sich dann auf den Rücken zu legen und das Tuch über sich an zu starren. Dabei winkelte er das linke Bein an und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf.

"Du hast sie an Bord geholt."

"Mäpmäääp. Das war nicht ich, das war Vaith." Er hob eine Hand und zeigte mit dem nackten Finger auf Vaith, der nur kurz aufblickte, dazu jedoch nichts sagte. Shila jedoch zog ihre Brauen hoch, ohne zu Vaith zu sehen, stadtessen betrachtete sie stirnenrunzelnd ihren Kapitän.

"Aber du hast ihr versprochen, sie zu beschützen." Meinte sie und lehnte sich etwas zurück, sodass ihre Hände hinter sich abstützte.

"Weiß das eigentlich jeder hier?" Murmelte er und seufzte lautlos.

Vaith und Shila wechselten nun doch einen Blick, bevor sie beide wieder ihren Kapitän ansahen.

"Ich habe euch reden gehört." Erklärte sie schließlich. "Und es gibt hier Leute mit sehr guten Ohren." Vaith schnaubte erheitert, konnte der Kämpferin jedoch nur stumm beipflichten.

"Dennoch beantwortet es immer noch nicht meine Frage." Erklärte sie in einem Mütterlich-ernsten Tonfall, bei dem sich Benjamin nur auf die Seite rollte und ihnen den Rücken zuwandte. Leise murmelte er etwas, was keiner von den beiden verstand.

Vaith seufzte, als Shila sich plötzlich auf alle viere begab und zu Benjamin krabbelte, woraufhin Vaith einen durch aus angenehmen Blick auf das Heck der jungen Frau werfen konnte.

Shila selbst, sah zu Benjamin herab, als sie ihm über die Schulter schaut und brachte ihre Lippen nah an sein Ohr. "Sag Ben, sind ihre Beine den so hübsch, dass du ihr dieses Versprechen geben musstest?" Zog sie ihn auf und klimperte unschuldig mit den Wimpern.

Vaith hingegen, nahm von irgendwoher eine kleine Schüssel mit Weintrauben und starrte ungeniert auf den Hintern Shilas, während er sich eine der Kernlosen Trauben in den Mund warf und es offenbar genoss.

Zunächst antwortete ihr Ben nicht, sondern schloss lediglich seine Augen.

"Du hast dich doch nicht etwa verguckt, oder?" Bohrte sie weiter und biss unvermittelt in sein Ohr, was ihn dazu brachte leichte zusammen zu zucken.

In diesem Moment kam Kouga die Treppen empor, erblickte das Szenario, sah Vaith an und drehte direkt wieder um, nachdem dieser nur breit gegrinst hatte.

Das ging ihn nichts an. War das einzige was der Schiffszimmermann dazu dachte.

 

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