3.Kapitel: Ein Verrückter Traum?

Jeffrey lag auf der Reling die hinauf zur Plicht führte. Dem Teil des Decks, wo auf erhöhter Position das Steuerrad für die Ruder des Schiffes stand. Er lehnte mit dem Rücken und hinter dem Kopf verschränkter Arme an einem erhöhten Pfosten, an dem normalerweise die Laterne für die Nacht befestigt war. Doch da sie es um die späte Mittagszeit hatten, war die Laterne noch aus und so blieb lediglich der leichte Geruch des Öls und des Wachses, der darin stehenden Kerze.

Ein leises knarzen ließ ihn die Treppe hinunter blicken, die so eben der große und breit gebaute Kouga hinauf kam. Jeffrey gähnte ausgibig, als Kouga am Treppenabsatz angelangte und sich dann hinter das Steuer begab, wo er dieses in die Hand nahm und stur gerade aus blickte.

Eine weile lang, schwiegen die beiden Männer, bevor Jeff irgendwann eine Braue hob und etwas verschlafen zu dem Schiffszimmermann sah. Im Grunde war es unntöig, dass Kouga vor dem Schiffssteuer stand, da sie derzeit Ankerten. Aber offenbar hatte der Hühne von einem Mann nichts besseres zu tun, als Jeffrey sein nickerchen zu versauen, in dem er stur da herum stand und über irgendetwas senierte.

Jeffrey seufzte schließlich und hob eine Hand in einer Geste, die dem Mann bedeuten sollte endlich zu reden. Natürlich hatte der blasshäutige Mann verstanden, dass Kouga offensichtlich etwas irritiert hatte.

Doch statt zu reden, brummte der Hühne lediglich etwas, was Jeffrey nicht verstand und so fing sich Kouga einen undefinirbaren, dunklen Blick des Blassen ein.

"Wenn du nicht redest, erstickst du vielleicht noch daran." Meinte Jeffrey hilfreich und Kouga zog die Brauen zusammen, sagte jedoch nichts dazu.

Jeff glaubte schon, dass Kouga nichts mehr sagen würde, als dieser schließlich doch noch den Mund öffnete.

"Shila hat Ben ins Ohr gebissen und Vaith sah den beiden zu, während er Weintrauben aß." Brummte er abwesend, was Jeffrey dazu brachte zu blinzeln. Im ersten Moment viel dem blasshäutigen nichts dazu ein, weswegen er Kouga einfach nur ansah, der jedoch unverändert stur gerade ausblickte und das Steuerrad fest in beiden Händen behielt.

Bis Jeffrey plötzlich in schallendes Gelächter ausbrach, sich auf das Knie schlug und Kouga dazu brachte, leicht zusammen zu zucken, der diese Reaktion sicherlich nicht erwartet hatte. 

Nun lag Kougas einziges Auge, auf Jeffrey und verstand nicht so recht, was daran so komisch war.

"Willst du mir sagen, Shila hat Ben angebaggert?" Brachte der blass Häutige junge Mann prustend hervor.

Kouga zog eine seiner dunkelbraunen, etwas buschigen, aber gepflegten Brauen nach oben.

Sagen, tat er jedoch nichts, ließ nur weiterhin seinen stechend, schwefelgelbfarbenen Blick auf Jeffrey ruhen, der sich von Kougas harten Blick nicht irritieren ließ.

"Ich würde sagen, es ist eine eher Typische reaktion von Shila auf Ben gewesen." Erläuterte Kouga schließlich ruhig und mit einer tiefen, dunklen Stimme, die in der Kehle des Mannes zu vibrieren schien.

Obwohl Jeffrey sicherlich nicht der Typ für so etwas war, so musste er dennoch gestehen, dass ihm Kougas Stimme ungemein gut gefiel.

Und er war sich sicher, dass Frauen dieses tiefe Timbre in der Stimme des Mannes genauso gute giefelen wie Jeff selbst.

"Vielleicht hast du recht." Meinte der Blasshäutige, etwas kleinere Mann und zuckte mit den Schultern, bevor er die Arme wieder hinter seinem Kopf verschränkte und sich die Sonne erneut auf den Pelz scheinen ließ.

Sie schwiegen wieder, doch dieses mal hatte Jeffrey wenigstens nicht das Gefühl als wenn Kouga an irgendeiner Sache ersticken würde, wenn er es niemandem erzählte.

Es war ohnehin etwas ungewöhnlich dass Kouga ausgerechnet zu Jeff damit gekommen war, da normalerweise Ben sein erster ansprechpartner war, wenn es um solche Dinge ging.

Nur dass es Ben dieses mal einfach selbst getroffen hatte. Vielleicht hatte Kouga daher nicht mit ihrem Kapitän darüber sprechen können. Nun, im Grunde war es Jeff auch einerlei.

Er war da, wenn man ihn brauchte, aber er war auch dankbar, wenn er einfach irgendwo fauel rumliegen konnte und die Sonne etwas genießen durfte.

Was gab es schöneres, als auf dem Deck ihres Schiffes zu liegen, nichts zu tun und den Tag zu genießen?

 

~ * ~ * ~ * ~ 

 

Schöneres gab es für Finn, alias Linus mit sicherheit. Der recht groß gewachsene junge Mann fasste sich genervt an die Stirn, als das penetrante Pochen in seinem Kopf nur noch schlimmer wurde. Irgendwann verzog er dass Gesicht und hielt es nicht mehr aus, in seiner Kabine herum zu hängen und über einer neuen Karte zu brüten. Mit diesen höllischen Schmerzen ließ es sich nicht mehr arbeiten, egal was er tat. Jede noch so leichte Bewegung schoss einen neuen streich Schmerzen durch sein Hirn und brachte ihn davon ab, ordentliche Zeichnung an zu legen. Also stand er mit einem gereizten Laut auf, verstaute sorgsam die Karte, die er angefangen hatte und verließ seine kleine Kammer um sich auf den Weg zu Layla zu machen. Vielleicht konnte sie ihm etwas geben, dass diese ekelhaften Kopfschmerzen etwas linderte. Denn so wie es im Moment schien, würde das Wetter sich in nächster Zeit nicht ändern, was für Finn bedeutete, dass er weiterhin mit diesen absurden Kopfschmerzen leben musste.

Etwas, das er nicht bereit war, zu aktzeptieren.

Also steckte er die Hände in die Hosentaschen und lief mit grimmigem Gesichtsausdruck den schmalen Gang entlang, der ihn hinauf zum Deck bringen würde. Oder zu einem der drei Decks führen würde. Denn die White Flame besaß mehr, als nur ein Schiff.

Sie war mit zwei weiteren, kleineren, länglicheren Schiffen ausgestattet, in welchen sich die Lagerkammern und die Quartiere der Crew befanden. Diese beiden Boote, eines auf je einer Seite, wurden über Holzbrücken, die durch Stahl verstärkt worden waren, fest mit dem Hauptschiff verbunden. Jede dieser Brücken war fünfzen Fuß lang und ließ zu, dass zwei erwachsene, gut gebaute Männer nebeneinander bequem her laufen konnten.

Als Finn die Tür zum Deck aufstieß, hätte er fast ein fauchen von sich gegeben, als die Sonne ihm direkt ins Gesicht schien und ihn dazu brachte, kurz inne zu halten und seinen Augen etwas Zeit zu geben, sich an das grelle Licht zu gewöhnen. Erst, nachdem dies erfolgt war, zwang er sich dazu, hinaus zu treten, die Tür wieder hinter sich zu schließen und sich nach rechts zu wenden, wo die Brücke lag, die hinüber zum Hauptschiff führte.

Finn wusste, dass es die White Flame weniger wendig machte, diese beiden Beiboote am Hauptschiff zu haben, dennoch bot es der Crew eine unmenge an Platz, da die ehemaligen Quartiere so zu Arbeitsräumen umfunktioniert wurden.

Dadurch war es auch möglich gewesen, einen Pool im Schiffsbauch an zu legen. So wie eine Sauna und ein ziemlich hochwertiges Bad.

Und wenn man dachte, dass dies bereits viel Platz fraß, dann war man sicherlich überrascht, noch mehr im Schiff zu finden, als nur diese drei Bereiche.

In diesem Moment passierte Finn die Brücke und schlenderte in Raubtierhafter eleganz über die soliden Holzplanken hinweg, während rechts und links eine Reling aus Netz und starkem Seil seinen Weg säumte. Unter ihm glitzerte die Oberfläche des Meeres und spiegelte so die Strahlen der Sonne, was die Mundwinkel des Mannes nur noch weiter herab fallen ließ. Sonniges Wetter war definitv nichts für ihn. Währe es Bewölkt gewesen, so hätte er sicherlich bessere Laune gehabt, aber jetzt brachten ihn seine Kopfschmerzen schon fast um den Verstand.

Man möchte meinen, dass Finn sich mal so langsam daran gewöhnt haben sollte, doch dem war nicht so. Wie sollte man sich an Schmerzen auch gewöhnen können?

"Yo, Finn." Erklang in diesem Moment eine Stimme und genannter hob den Kopf. Ihm kam Vaith entgegen, der zum gruß die Hand gehoben hatte. Auf dem Gesicht des Blonden Mannes stand ein Lächeln geschrieben, für das Finn ihn durch aus hätte schlagen können. Einfach aus prinzip.

"Mh." Grummelte der Navigator der White Flame mürrisch und blieb vor dem Archologen ihres Schiffes stehen, da dieser ihm im Weg stand.

Vaith sah zu dem etwas größeren Mann empor und trotzdem hatte Finn das seltsame Gefühl, dass er derjenige war, der zu Vaith empor sah. Ein Gefühl, dass er Vaith gegenüber öfter hatte, als ihm lieb war, wogegen er allerdings nur wenig tun konnte.

Er hatte schon alles mögliche probiert, um nicht ständig dieses seltsame Gefühl zu haben, doch nichts von seinen Versuchen hatte geholfen.

In diesem Moment legte Vaith eine Hand über seine Augen und schaute in die ungefähre richtung der Sonne. "Ah, Kopfschmerzen?" Vermuete er und kassierte ein weiteres grummeln, des Navigators.

"Lass mich durch." Schnauzte Finn gereizt und Vaith hob seine Hände, wobei seine Flächen richtung Finn zeigten.

"Verzeihung." Erklärte Vaith ungerührt mit einem Lächeln und machte dem grimmigen Mann platz.

Finn verengte die Augen für einen Moment und fixierte Vaith, bevor er sich dazu entschied, endlich seinen Weg fort zu setzen.

Doch als er nur zwei Schritte an Vaith vorbei gegangen war, hörte er die Stimme des Archologen hinter sich sagen: "Sei vorsichtig, wenn du das Arztzimmer betrittst. Ich bin mir sicher, dass du die Feuerrose nicht wecken willst." Erneut blieb Finn stehen und sah zu Vaith zurück, doch dieser hatte sich bereits herum gedreht und ging richtung Quartiere, als hätte er seine Stimme nicht noch einmal erhoben.

Den Kopf schüttelnd und sofort bereund, dass er dies getan hatte, setzte er seinen Weg erneut fort.

Auf seinem Weg über das Schiff ins Arztzimmer kam er am Steuerrad vorbei, vor dem Kouga stand und dem vorbei laufenden Navigator nur einen kurzen Blick zu warf. Auf der Reling vor dem Steuerrad lag Jeffrey, der seine Arme hinter dem Kopf verschränkt hatte und die Sonne offenabr zu genißen schien. Doch Finn ignorierte beide und setzte seinen Weg fort, ohne auch nur einmal an zu halten.

Warum auch? Für ein Gespräch war Finn im Moment nicht aufgelegt.

Schließlich durchstieß er die Tür, die in den Schiffsbauch führte und schlenderte die schmalen Gänge entlang, bis hin zu der Tür, die ihn in Laylas Arbeitsbereich führen würde.

Die Tür besaß kein Bulauge, wie einige andere Türen, in etwa die, die auch zum Speiseraum führte, an dem die Kombüse gekoppelt war, so wie einen kleineren Lagerraum, damit der Koch nicht immer erst hinüber ins linke Beiboot laufen musste, um sich seine Vorräte zu holen.

Logistisch war es klüger gewesen, an der Kombüse einen weiteren kleineren Lagerraum zu errichten, in den Vorräte für gute zwei Wochen gelagert werden konnten.

Auch wenn hier niemand daran dachte, so war es immer mal möglich dass eines der Beiboote durch aus abhanden kommen konnte und wenn die Vorräte nur dort gelagert wurden, währen sie törricht gewesen. Selbst wenn diese mit Stahl verstärkt worden waren und ihr Schiffszimmermann ein Fähiger Mann war, so musste man doch immer auf den schlimmsten Fall vorbereitet sein.

Schließlich schüttelte Finn diese Gedanken ab und drückte die Klincke zum Arztzimmer hinunter und betrat den Raum, ohne auch nur zu klopfen.

Doch als er den Raum betrat, war niemand da.

Das hieß, niemand außer der schlafenden Frau, mit dem ungewöhnlichen Haar, die sie vor zwei Tagen aus dem Wasser gezerrt hatten.

Kurz überlegte Finn, ob er nach Layla suchen sollte, doch diesen Gedanken verwarf er schnell wieder. Es war noch nicht essenszeit, also würde Layla sicherlich gleich wieder zurück kehren um ihren Aufgaben als Ärztin nach zu kommen. Zu mal sie eine Patientin hatte, auf die sie eigentlich ein stetes Augen haben sollte.

Aber auch eine Ärztin schien ihre Bedürfnisse zu haben und Finns Kopfschmerzen verlangten von ihm, dass er nicht unnötigerweise herum wanderter. Also setzte er sich auf das zweite Krankenbett dass im Zimmer stand und wartete. Dabei hatte er seine Ellbogen auf seine Knie gestützt und den Kopf gesenkt, so wie die Augen geschlossen. Der Schmerz in seinem Kopf war penetrant und schien nur noch schmerzhafter zu werden, um so länger er die Augen geschlossen hielt. Dennoch erschienen ihm seine Augenlieder schwer. Zu schwer um sie zu öffnen.

Eigentlich hätte er sich darüber wundern müssen, denn er war nicht müde. Nur seine Lieder waren schwer.

Doch diese Tatsache beunruhigte ihn in keisterweise. Er fand es nur seltsam, dass er sich darüber nicht wunderte.

Statdessen vernahm er ein Geräusch. Es erschien ihm entfernt und er hatte irgendwie das Bild eines herunterfallenden Tropfen, der in einem Teich landete und winzige Wellen schlug, im Kopf. Diese Wellen, sie schienen zu glitzern, als wenn auf ihnen kleine Diamanten tanzten. In den Farben blau und grün, wechselten sich diese winzigen Splitter ab. Als sie vor ihm aufschlugen, brachen diese Wellen nicht, wie gewohnt, sondern verschwanden einfach. Und als er hinab sah, blickte er in tiefes schwarz. Schwarz das zwei violette, glänzende Scheiben einrahmte, in dessen Mitte ein schwarzer Punkt prankte. Das schwarz schien tief zu gehen. Als wenn er in einen Brunnen sehen würde. Es machte ihn auf unnatürliche art neugierig und er kam näher. Wollte in die Tiefe hinein sehen. Und während er in dieses schwarz blickte, glänzte das Violett rings herum in einem fahlen schimmer auf. Ließ einen schimmer, glitzernden Staubs darüber hinweg gleiten.

Auf verdrehte art und weise erinnerte es ihn an einen reflektierenden Spiegel. Dieser Vergleich ließ seiner Aufmerksamkeit vom schwarzen Loch in das Violett sehen und was er sah, war etwas, dass ihn irrtierte. Es kam ihm bekannt vor und es brauchte Zeit bis er begriff, warum es ihm so bekannt vor kam. Das was er sah, war von einem schwarzen Rahmen eingefasst und hinter dem Glas, dass der Rahmen umfasste, gab es einen gelben Klecks, in dessen Mitte sich ebenfalls ein schwarzer Punkt befand. Was er sah, war sein eigenes Auge.

Diese Erkentniss ließ ihn zusammen fahren und seine Augen weit aufreißen. Er blinzelte und kehrte augenblicklich in die Gegenwart zurück, wo er in ein paar Violetter Augen Blickte. Sie sahen ihm unverwandt und direkt entgegen. Dieses fremde paar Augen gehörte der Frau, die direkt vor ihm kniete und ihre Stirn an seine gelegt hatte. Er spürte ihre zierlichen Hände an seinen Knien und sah, wie seine Hände ihre Arme hielten. Nicht klammernd, aber doch fest. Als ihm die nähe zu der Fremden bewusst wurde, zuckte er zurück und ließ sie los.

Sie ihrerseits blieb jedoch direkt vor ihm knien und sah zwischen seinen Augen hin und her. Schien ihn zu mustern.

"Deine Schmerzen." Sagte sie in eisig klarer Stimme, die ihn beinahe frösteln ließ, als wenn ein Winterwind ihn streifen würde. Doch es war nicht so, als klänge sie dadurch bösartig. Eher erschien es ihm im nachhinein wie eine erfrischende Briese, die von achtern her über ihn hinweg strich.

Doch dann drangen ihre Worte und dessen bedeutung zu ihm durch und plötzlich erinnerte er sich wieder an seine Kopfschmerzen, die... verschwunden waren.

Er blinzelte irrtiert und fasste sich an den Kopf, nahm sich einige Strähnen und sah sie sich an. Doch die Farbe seiner Haare hatte sich nicht verändert.

Verwirrt, sah er wieder die Frau an, die vor ihm kniete und dessen kühle Hände noch immer an seinen Knien lagen.

Dann, als wenn sie mit etwas zufrieden währe, legte sich ein Lächeln auf ihre vollen, sinnlichen Lippen. Es war ein kühles, wenngleich auch angenehm wirkendes Lächeln. Nichts an ihrem Lächeln wirkte unnatürlich oder hinterhältig. Ganz im Gegenteil. Es war ein aufrichtiges Lächeln, dass auch die matten, Violetten Augen erreichte, die ihn nun mehr ihrerseits müde ansahen.

Dieses Violett, hatte kaum mehr etwas mit den Spiegeln gemein, die er zuvor gesehen hatte. In diesen Augen gab es nichts, das auf geheimnisvolle weise zu schimmern schien. Und er hatte das Gefühl, dass diese Farbe falsch wirkte. Als wenn es nicht die Farbe war, die er hätte sehen sollen.

"Wer bist du?" Hauchte er mit leicht zitternder Stimme. Noch während er sprach, bemerkte er, wie laut sein Blut in seinen Ohren rauschte. Er spürte, wie schnell sein Puls ging, als währe er aufgeregt. Und es schien, als wenn das Blut in seinen Adern heiß, wie kochendes Wasser war.

All das, machte ihm auf unheimliche weise Angst.

Doch etwas sagte ihm, dass er nicht in Gefahr war. Ganz im Gegenteil. Diese seltsame Unruhe, die seinen Körper durchflutete, schien ihm auf absurde art zu gefallen.

Ein teil in ihm wollte sie von sich stoßen und dieses unheimliche Ereignis beenden. Der andere Teil wollte mehr davon.

In diesem Moment legte die Fremde den Kopf schief und musterte ihn, bevor sie ihren hübschen Mund öffnete. "Ich bin Fenrir." Sagte sie wie selbstverständlich.

Dennoch schwang in ihrer Stimme eine unausgesprochene Frage mit.

"Was hast du getan?" Fragte er und seine Stimme nahm einen gereizten Ton an.

Langsam beruhigte sich sein beschleunigter Puls wieder und er kehrte allmählich zu seinem ursprünglichen ich zurück.

Sie blinzelte und sah ihn an, als wenn sie keine ahnung hätte wovon er sprach. Und als er sie erneut anzischen wollte, hob sie den Kopf und sah sich mit großen, beinahe kindlichen Augen um. Als hätte sie den Raum nie zuvor gesehen.

"Wo bin ich hier?" Fragte sie nun ihn und ihre Stimme war mit unsicherheit durchsetzt.

Irrtiert blinzelte er und verzog das Gesicht.

"Was stimmt nicht mit dir?" Knurrte Finn und fühlte sich, als würde diese Fenrir ihn von Grund auf verarschen.

Ihr matter violetter Blick kehrte zu ihm zurück und als sie ihn verletzt ansah, hatte er das Gefühl als hätte er so eben eine Babykatze getreten, die nur zufällig seinen Weg gekreuzt hatte.

Was zum Teufel geht hier ab? War das einzige was der völlig verwirrte Navigator der White Flame dazu denken konnte, bevor die Tür zum Krankenzimmer aufging und Layla eintrat, die auf ein Klemmbrett starrte. Als sie den Kopf hob und Finn ansah, hob sie eine ihrer weißen, fein geschwungenen Brauen.

"Wieder Kopfschmerzen?" Fragte sie, als wenn es diese seltsame Situation nicht geben wür...

In diesem Moment weiteten sich Linus Finnigans Augen, denn Fenrir kniete nicht mehr vor ihm und er war auch nicht auf das Bett zurück gewichen, als sie so plötzlich vor ihm aufgetaucht war.

Sondern er saß auf dem Bett und schien sich nicht bewegt zu haben, seit er in das Zimmer gekommen war.

Als Layla das Zimmer betreten hatte, hatte er auf der Kante des Bettes gesessen, seine Ellbogen auf seinen Knien abgestützt und seine Hände vors Gesicht gehalten.

Nun starrte er Layla mit erhobenen Kopf an, während er die Hände noch so hielt, als hätte er sein Gesicht gerade erst daraus gehoben.

"Was ist los?" Fragte die Ärztin besorgt und wollte auf Finn zugehen, als dieser sich jedoch abrupt erhob und zum anderen Bett hinüber sah.

Fenrir lag dort, als hätte sie sich nie bewegt.

Ihre Lieder waren geschlossen und nur langsam und flach, hob und senkte sich ihr Brustkorb, wenn sie ein oder aus atmete.

"Finn?" Layla legte eine Hand auf seinen Arm, doch der Navigator sah die Frau mit den Wolfsohren einfach nur leer an.

Was war das eben?

 

3084 Wörter besitzt dieses Kapitel