9.Kapitel: Vorstellungs Runde

Vaith kam nicht umhin Fenrirs wohlgeformte Kurven zu betrachten, an denen sich der Stoff des Kleides, welches Celeste augenscheinlich nur für Fenrir geschneidert zu haben schien, schmiegten.

Ohne dass er etwas dafür tat, musste er sich eingestehen dass Fenrir wahrlich ein Anblick für sich war. Er konnte absolut verstehen, warum Benjamin einen Narren an ihr gefressen zu haben schien. Ihre Figur war ein absoluter Anblick und für jeden halbwegs vernünftig denkenden Mann, einen kurzen Blick wert. Sie war angenehm fürs Auge und sicherlich auch in anderen Bereichen eine über aus angenehme Gesellschaft. Allein für diesen Gedanken hätte er sich eigentlich selbst schlagen müssen. Nicht nur weil Benjamin offensichtlich im ersten Moment von ihrer Erscheinung angetan war und er deswegen ohnehin eine Art Vorrecht hätte, sondern auch, weil sein Herz einer ganz anderen Frau gehörte. Trotzdem konnte er den Blick nicht von ihr nehmen.

Dieses lange, wallende, rosafarbene Haar, das von orangenen und goldenen Strähnen belebt, wie Feuer wirkte und an ihr hinab floss, so wie ihre opalfarbenen Augen, die sehr an dieses Schmuckstück erinnerten. Hinzu kam die allabasterfarbene Haut, die völlig befreit von jeglicher Unreinheit zu sein schien. Ihre verführerische Figur und diese langen, schlanken Beine, die durch das schlichte, aber wirksame Kleid nur noch mehr betont zu werden schienen.

Doch unwillkürlich zog er die Stirn Kraus als er bemerkte, dass Fenrir Barfuß war. Sein Blick schweifte zu Celeste, die in diesem Moment, seinen Blick kreuzte und als sie seine Frage las, grinste sie nur breit.

Die braunhaarige Designerin war nur ein Stückchen größer als es Fenrir war, was wohl auch eher daher kam, dass diese elegant geschnürte Stiefel, mit einem leichten Absatz trug.

Ansonsten wären die beiden Frauen wohl so ziemlich gleich groß.

Benjamin erhob sich in diesem Moment und zog so einen Großteil der Aufmerksamkeit auf sich. Er hob die Hand Richtung Fenrir und lächelte sie sanft an.

Fenrir selbst zögerte kurz und sah zu Celeste, die auf ihrer linken Seite noch immer bei Fenrir eingehackt war. Sie nickte kaum merklich und ließ die junge Frau los, schob sie sogar ein winziges Stück Richtung Benjamin, woraufhin diese die letzten Schritte zu ihm heran tat und ihre in seine Hand legte. Er umschloss ihre zierlichen Finger und sah ihr noch einen Moment lang in die Augen, bevor er sich an den Tisch und somit an seine Crew wandte. "Darf ich vorstellen: Das ist Fenrir. Unser Gast für unbestimmte Zeit. Seid nett zu ihr, denn sie ist hier willkommen und ich habe ihr Schutz versprochen so lange sie Gast auf der White Flame ist."

Ein kurzes Gemurmel entstand am Tisch und erstaunte Blicke wurden getauscht, doch niemand schien etwas dagegen offen zu sagen, dass ihr Kapitän sich für den Schutz dieser Fremden ausgesprochen hatte.

Schließlich seufzte Vaith kaum merklich und erhob sich, wobei er ein freundliches Lächeln aufsetzte.

"Wenn unser Kapitän beschlossen hat, dich hier Willkommen zu heißen, dann tun wir das auch. Fenrir, sei uns ein willkommener Gast auf der White Flame", erklärte er und aus den Augenwinkeln sah er den einen oder anderen zustimmend nicken. Nur vereinzelt regte sich das vereinzelte Mitglied nicht.

Unter anderem Kimora, wie Vaith auffiel. Eher betrachtete sie Fenrir mit einer beinahe schon gelangweilten Miene. Als wäre all dies nur eine Art Farce für sie.

Er kannte die Koi-Meerjungfrau einigermaßen und hatte sich schon ein paar Mal mit ihr unterhalten, doch einen wirklichen Zugang fanden nur zwei Personen zu ihr. Der eine war Benjamin, dem sie scheinbar uneingeschränkt zu vertrauen schien. Oder zumindest uneingeschränkter als jedem anderen.

Der zweite war Jeffrey.

Vaith wusste von Benjamin, dass Kimora ihn akzeptierte und achtete, ihm wohl auch zu einem gewissen Grad vertraute, doch nicht weiter als sie ihn erschießen könnte.

Das mochte zwar schon einiges heißen, da diese Frau eine mehr als hervorragende Schützin war, aber dennoch nicht weit genug, wie Vaith bedauern musste.

Es würde wohl noch einiges passieren müssen, damit Kimora ihm gänzlich vertraute.

Ihr Verhalten war demnach also nicht besonders überraschend, aber irgendwie empfand es Vaith als schade.

Fenrir wirkte nicht auf ihn, als wäre sie jemand, der hinterrücks jemanden hintergehen würde.

All ihre Bewegungen und ihre Mimik erregten eher den Eindruck eines verschüchterten Mädchens, denn viel mehr einer geübten Attentäterin oder dergleichen.

Und wenn er Grace vertraute und das tat er, mehr noch als er bald Benjamin traute, dann gab es an Fenrir nichts, was man fürchten musste.

Vaith hielt sich für einen guten Menschenkenner, aber Grace las die Menschen noch auf einer gänzlich anderen Ebene.

"Das...", meinte Benjamin und deutete auf Vaith, womit er den Blonden aus seinen Gedanken riss, "...ist Vaith. Er ist mein Vize Kapitän, Archäologe und langjähriger Freund." Er sah Fenrir kurz an. "Eines meiner beiden ältesten Crew Mitglieder."

"Tzz. Er sollte sich lieber hinten anstellen. Ich habe dich noch ein Stückchen vor ihm über den Haufen gerannt", erklärte eine Frau mit karmesinrotem Haar, dass ihr offen bis sicherlich mindestens zu den Hüften reichen musste. Ihr goldgelber Blick funkelte etwas beleidigt, doch auf ihren vollen Lippen lag ein feines Lächeln, als sie zu Fenrir blickte. Dieser war es etwas unangenehm derart im Mittelpunkt zu stehen, weshalb ihre Wangen sich bereits seit geraumer Zeit etwas rötlich gefärbt hatten.

"Das, Shila ist die absolut passende Wortwahl", bemerkte Vaith und hob den Becher mit Tee, der vor ihm stand an seine Lippen und nahm einen Schluck davon, bevor er die Tasse wieder sorgsam und gesittet absetzte.

Ihr Blick huschte zu ihrem Vize, der sie gekonnt ignorierte und dafür seine Fingernägel zu betrachten schien, als wären diese gerade interessanter.

"Ich glaube ich hab was mit meinen Ohren, irgendwie höre ich so ein komisches Sirren darin." Demonstrativ ging sie an ihre Ohren und schien diese einmal durch zu schütteln, als wenn sie tatsächlich nicht gut hören würde, oder als gäbe es in der Tat eine Art seltsames Geräusch, das sie als lästig zu empfinden schien.

Vaith Blick glitt hoch zu ihr. "Ich glaube mich daran erinnern zu können, dass mir da jemand in die Arme gefallen ist und mich um Hilfe bat", gab er zurück und Shila hob eine Braue. Sie sahen einander in die Augen und alles andere um sie herum schien zu verblassen.

Es schien nur diesen Blick zu geben, der einem Duell zu gleichen wirkte. Doch aus irgendeinem Grund hob Fenrir die Hand und begann zu kichern.

Benjamin sah zu ihr und automatisch hoben sich seine Mundwinkel. Es war das erste Mal, dass er sie lachen hörte und er musste zugeben, das es ein angenehmes Geräusch war.

Eines das er gerne öfter von ihr hören würde.

"Die junge Frau ist Shila und meine erste Kämpferin, so wie mein ältestes Crewmitglied. Sie haben beide gleichzeitig beschlossen mir zu folgen, aber wenn wir vom Treffen aus gehen, ist sie die Erste."

"Purer Zufall", kommentierte Vaith und unterbrach damit sein Anstarrduell mit Shila, die Siegreich grinste, da Vaith als Erster den Blick abgewandte hatte und damit seine Niederlage hinnahm.

"Aber sie war Erste", meinte Jeffrey mit einem Schulterzucken und drehte sich nun ebenfalls zu Fenrir. Er musterte sie mit einem gänzlich anderen Blick als die anderen. Fenrirs Lächeln erstarb, aber anders als man es vermuten mochte, starrte sie einfach nur zurück. Es gab weder ein Zeichen von Schüchternheit, noch irgendeine andere Art von Zurückhaltung.

Plötzlich neigte sie den Kopf auf die Seite, doch ansonsten tat sie nichts, außer ihm tief in die dunkeln Augen zu sehen.

"Das ist Jeffrey, mein zweiter Kämpfer. Layla sagte mir, dass ihr einander schon begegnet seid?" Weder sie, noch Jeffrey regten sich.

Und dann veränderte sich etwas.

Jeffreys Augen weiteten sich, bevor er wieder komplett verharrte und für einen Moment erschien es, als wenn Fenrirs Augen eine dunklere Färbung annahmen. Dunkel, aber um ein vielfaches intensiver.

Plötzlich war es, als wenn der Wellengang draußen ein wenig zu nahm und Kimoras Herz begann heftig zu schlagen. Die Koi-Meerjungfrau, die wie alle anderen, automatisch und aus undefinierten Gründen den Atem angehalten hatte, hatte plötzlich das Gefühl, als würde sie winzige sprühregenartige Tropfen auf ihrem Gesicht und ihrer ganzen Haut spüren. Als wenn sie an einem Strand stehen würde, wo sich die Gischt vor ihr an starken Felsen brach und sie das Meerwasser in einem feinen Regen abbekam.

Doch für Jeffrey war es noch anders.

Für ihn war es, als wenn die Gischt über ihn hereinbrach und mit ihr kam für den Herzschlag eines Momentes ein Bild in den Sinn. Ein Bild von einem lachenden Mädchen, doch ihre Augen lagen im Schatten, sodass er nicht ihr gesamtes Gesicht sehen konnte.

"Eine alte, verletzte Seele." Fenrirs klare Stimme drang in das Bild und es schwang eine unglaubliche Trauer darin mit, die er selbst tief in seinem Herzen spürte, aber nicht verstand.

Dann und mit einem Schlag, als wenn nie etwas gewesen wäre, war es vorbei.

Fenrir stand noch immer, Hand in Hand neben Benjamin und sah Jeffrey besorgt an. So wie die meisten anderen.

Er blinzelte als Benjamin ihn ansprach. "Alles in Ordnung Rey?" Layla wollte sich bereits in Bewegung setzen, als Jeffrey sich zu einem Lächeln zwang, wobei er versuchte es möglichst natürlich wirken zu lassen.

Jeder schien diesen kurzen Zwischenfall nicht mitbekommen zu haben.

Doch dann spürte er einen leichten Druck in seinem Rücken und ohne zu Kimora sehen zu müssen, wusste er, dass auch sie etwas bemerkt hatte.

Was weder Jeffrey, noch Kimora oder die anderen bemerkten, war Finn, der seine Fingernägel in seine Knie grub und dessen Blick brennend auf Fenrir lag.

Schon wieder.

Und dieses Mal hatte es nicht ihn persönlich betroffen, sondern Jeffrey.

Und es störte ihn, dass niemand außer ihm zu bemerken schien, dass etwas mit dieser fremden Frau nicht stimmte. So absolut nicht stimmte.

 

Während Benjamin Fenrir die anderen Crewmitglieder vorstellte, deckte Kiona den Tisch mit großzügigen Speisen. Fenrir fiel auf, dass keiner etwas von dem Essen anrührte, bis nicht alles auf dem Tisch stand.

Tatsächlich hörte sie ab dem Moment kaum noch zu, an dem Kiona anfing, die dampfenden Speisen auf dem Tisch zu präsentieren und alles zu Recht zu stellen.

Ihr lief das Wasser im Mund zusammen und erst jetzt fiel der jungen Frau auf, wie ausgehungert sie eigentlich war.

Bisher war so fiel geschehen dass sie kaum Zeit dazu gefunden hatte, auch nur an Essen zu denken.

So kam es, dass sie die Vorstellungen der anderen Crewmitglieder kaum noch wahr nahm.

Schließlich aber setzte sich Benjamin und ließ Fenrirs Hand somit los. Erst hier fiel ihr auf, dass er diese die ganze Zeit über in seiner gehalten hatte.

Etwas, das sie auf ihre Hand blinzeln ließ und sie dazu brachte, zwischen ihren Händen hin und her zu sehen, die nun rechts und links neben dem Teller lagen.

Ihre rechte Hand war noch warm von der Berührung Benjamins, während ihre linke Hand kalt erschien.

Ein seltsames Gefühl, wie sie befand.

Sie hob den Kopf, als Kiona an den Tisch trat und sich an ihren angestammten Platz setzte. Links von Benjamin hatte sie die Sitzordnung jeweils um einen verschoben, da nun Fenrir zur linken von dem Kapitän der White Flame saß.

So saß Benjamin von Fenrir ausgesehen auf ihrer rechten Seite, am Kopfende und mit dem Rücken zur Küche.

Links von ihr, nahm Layla ihren Platz ein, womit sich Fenrir sichtlich entspannte. Es war nicht so, dass sie den anderen misstraute, aber Layla kannte sie bisher am besten und Benjamin hatte ihr versprochen, dass ihr niemand etwas tat.

Und sie glaubte an seine Worte und an deren Ehrlichkeit.

Von Benjamin aus gesehen und damit Fenrir gegenüber saß Vaith. Neben ihm weiter den Tisch entlang, Grace und neben ihr, Celeste.

Vaith hatte Fenrir bisher nicht persönlich kennengelernt und dass er ihr gegenüber saß, machte sie doch etwas nervöser, als sie wollte.

Er wirkte weder bedrohlich auf sie, noch anderweitig seltsam, dennoch blieb in ihren Gliedern ein Fakt, der sie bereits schon bei Benjamin verwirrt hatte.

Er war ein Mann.

Und alleine diese Tatsache machte sie unruhig.

Irgendetwas an diesem Fakt ließ ihren Puls hochschnellen und rief in ihr den tiefen Instinkt zur Flucht hervor. Dabei strahlte der Blonde, doch sehr ansehnliche junge Mann keinerlei böse Absichten aus.

Allein dieser niedere Instinkt, ließ Fenrir nachdenklich werden.

Bereits bei Benjamin hatte sie sich schon gewundert, woher diese Angst kam, die ihren Körper ergriff, als würde er sich an etwas erinnern, was ihr Geist nicht fassen konnte.

Sie erinnerte sich an all die Wunden, frische und alte, und sogar an die Narben, die ihr von anderen Wunden geblieben waren.

Noch immer erinnerte sie sich an nichts, was vor ihrem Erwachen auf diesem Schiff geschehen war.

Layla hatte ihr erzählt, dass man sie auf dem offenem Meer treibend gefunden hatte.

Diese Eingebung erinnerte Fenrir an etwas. Sie konnte sich an den Namen desjenigen erinnern, der sie aus dem Wasser gezogen hatte. Und ihr Blick huschte möglichst unauffällig zu Vaith, der sich gerade von den Speisen auf seinen Teller tat. Er fragte Grace leise etwas und diese nickte, woraufhin er einige von den dampfenden Kartoffeln auf ihren Teller, statt auf seinen fallen ließ.

Es war sein Name gewesen.

Vaith war einer von zweien gewesen, der sie aus dem Wasser gezogen hatte. Ohne zu zögern, war er über die Reling gesprungen, als ein anderes Crewmitglied auf dem Meer etwas hatte treiben sehen.

"Als er erkannte, dass es sich bei dem Treibgut um einen Menschen handelte, ist er sofort über die Reling gesprungen, nachdem er einen Ruf über das Schiff geschickt hatte", hatte Layla geschmunzelt. 

Fenrir blinzelte kurz, als ihr klar wurde, dass sie diesem Mann es zu verdanken hatte, dass sie noch lebte.

Und mit einem Mal, erschien ihr Vaith in einem anderen Licht. Die Tatsache dass er ein Mann war, rutschte in den Hintergrund, wie eine Bestie, die sie in die Schranken gewiesen hatte und nun leise vor sich herum rumorte, dass sie verloren hatte.

Das ermöglichte ihr, ihn genauer zu betrachten.

Vaith besaß nackenlanges, hellblondes Haar, dass im richtigen Lichteinfall wie Gold wirkte. Einige Strähnen hingen ihm ins Gesicht und ließen ihn so, lockerer erscheinen. Sein Gesicht war schmal und eher elegant geschnitten, mit feinen, sinnlich geschwungenen Lippen, die sich zumeist in einem lächelnden Zustand befanden. Besonders hoben sich seine Mundwinkel, wenn er mit Grace leise sprach. In seinen Augenwinkeln konnte sie leichte anzeichen von Lachfältchen ausmachen, die seinem Äußeren keinen abbruch taten und ihn sogar sympathischer erscheinen ließen.

Seine Brauen waren nur fein geschwungen, dafür aber sorgsam gepflegt und weniger buschig.

Darunter lagen seine warmen, karamellfarbenen Augen, die das Lächeln seiner Lippen trugen und einen ganz eigenen Charme besaßen. Sie wurden von hellen, blonden Wimpern eingerahmt, die ihr, für einen Mann, sehr lang und dicht erschienen.

Das Kinn des Mannes lief ein wenig spitz zu und seine Wangenknochen lagen ein wenig höher als es vielleicht üblich war und verliehen ihm so, eine gewisse Eleganz.

Er war unumstritten ein attraktiver Mann, dem sich eine Frau sicherlich leicht hingeben konnte. Nicht zu letzt, da er nicht wirkte, als würde er eine Frau ausnutzen wollen.

Ein seltsamer Gedanke, schoss es Fenrir durch den Kopf.

Gab es den Männer die Frauen ausnutzten?

War ihr das geschehen?

Sie sah an ihrer linken Hand hinauf zu ihrem Arm. Hier und da fanden sich kleine, leichte Narben, die vielleicht von einem scharfen Gegenstand verursacht worden waren.

Wenn ihr das passiert war, fragte sie sich langsam, wie war sie dann ausgenutzt worden?

Plötzlich zog sich etwas in ihrem Unterleib zusammen und sie spürte einen Stich in ihrer Brust.

Es ließ sie in der Bewegung erstarren und die Augen weit aufreißen.

Für einen Moment war es, als wenn sie zur Salzsäule erstarrt worden wäre, bevor ihr Körper plötzlich von einer Welle erfasst wurde, die sie erbeben ließ. Sie spürte, wie ihr Herz, eben noch für eine Sekunde still stand und nun begann heftig in ihrer Brust zu schlagen.

Ihr Atem beschleunigte sich und mit Schrecken stellte sie fest, dass sie über ihren Körper nicht die geringste Kontrolle hatte.

"Fenrir?" Es war Layla die es zu erst bemerkte.

Irgendwie bekam Fenrir mit, wie Vaith Kopf hoch schnellte, fast gleichzeitig mit dem von Benjamin, doch es war Vaith Karamell, in das sie blickte. So viel Angst steckte in ihrem Blick, dass sie es durch seine Augen sehen konnte. Und dann erstarrte sie erneut, bevor sich ihre Augen nach hinten verdrehten und sie nach hinten weg fiel. Sie sah noch die Decke, dann umhüllte sie tiefe Dunkelheit.

 

~ * ~ * ~ * ~

 

Es ging unfassbar schnell. So schnell das Grace nur da sitzen konnte und kaum in der Lage dazu war, zu reagieren.

Zu erst bewegte sich Benjamin, als Fenrir nach hinten viel. Er sprang so unfassbar schnell auf und war bei Fenrir, das selbst Layla, die direkt neben Fenrir gesessen hatte, nicht mal wusste, was hier geschah.

Nur einen kleinen Moment später als Benjamin, sprang Vaith in ähnlich unfassbarer Geschwindigkeit über den Tisch, ungeachtet dessen, was dabei zubruch ging und was er damit umwarf.

Dann bewegte sich Layla. Ihr Gesicht eine einzige Maske, als sie sich herum drehte, von ihrem Platz sprang und an Fenrirs Seite eilte, die in Benjamins Armen lag.

"Weg von ihr!", brüllte sie und riss Benjamin von Fenrir fort. Nur einen Hauch später und ein unkontrolliert zitternder Arm, hätte den Kapitän ins Gesicht geschlagen.

Die Rosahaarige bebte am gesamten Körper. Ihre Glieder zuckten unkontroliert umher und Layla wusste, wie gefährlich es werden konnte, sollte sie auch nur irgendeinen ihrer Crewmitglieder treffen. Nicht nur Fenrir konnte sich einen Arm dabei brechen, im schlimmsten fall, brach sie jemand anderem den Unterkiefer.

"Weg! Alle abstandhalten!", schrie sie und die anderen sprangen, ungeachtet wie weit sie entfernt waren, von der am Boden liegenden und zitternden Frau weg.

Ihre Augen waren Weiß und quollen beinahe aus ihren Augenhöhlen, während sich vor ihrem Mund begann Schaum zu bilden.

"Sie erstickt!", rief Vaith und von irgendwoher ertönte ein Fluch, als Vaith sich auf die zitternde Fenrir warf.

"Helft mir!", befahl er barsch und ohne von seiner Arbeit auf zu sehen. Er wich nur um Haaresbreite einem umher schwenkenden Handgelenk aus, während er sich auf ihren Bauch setzte und versuchte den herumschwenkenden Arm am Boden fest zu nageln.

"HELFT MIR!", brüllte er erneut und dieses mal um ein vielfaches harscher.

Benjamin drängte sich an Layla vorbei und versuchte den anderen Arm zu fassen zu kriegen. Etwas, was sich als wesentlich schwerer herausstellte, als man es bei einer so zierlichen Person wie bei Fenrir glauben würde.

Dann reagierten auch die anderen. Jeffrey und Finn waren gleichzeitig bei ihnen, fassten ihr linkes Bein und versuchten es gemeinsam unter Kontrolle zu bringen.

Dann war Kouga da. Er allein hielt ihr rechtes Bein am Boden. Eine Anstrengung die ihm offensichtlich jeglich Kraft kostete, denn an seinem Hals konnte man die Adern hervorstehen sehen.

Schließlich kam auch Shirkhan heran und nahm Vaith den rechten Arm ab. Dieser zückte von irgendwoher einen Dolch, dessen schmale Klinge im Schein der Öllampen Silbernweiß aufblitzte, bevor er den Griff der Klinge zwischen ihre Zähne presste.

Es war kein zaghaftes Unterfangen und irgendwo hoffte Grace, dass er Fenrir keinen Zahn dabei abgeschlagen hatte.

"LAYLA!", brüllte er und die Ärztin zuckte bei der donnernden Stimme zusammen, doch sie reagierte, in dem sie in die Küche rannte und kurz darauf wieder kam. In ihrer Hand eine rote Kiste, die sie mit geübten Handgriffen öffnete. Der Deckel sprang auf und Zielsicher griff sie hinein, wobei sie eine Spritze und eine kleine dosierte Ampulle zum Vorschein brachte.

Sofort war die Spritze aus ihrem schützenden Plastik befreit und die Nadel steckte in dem durchlässigen Deckel der Ampulle wo Layla wenige Milliliter heraus zog.

"Den rechten Arm", gab sie herrisch von sich und gemeinsam schafften es die Männer für einen Moment den Arm ruhig zu stellen. Doch bevor Layla die Spritze ansetzen konnte, entglitt den Männern der Arm und er wirbelte unkontroliert herum. Es traf Ben im Gesicht und man hörte es knacken, dann floss Blut und es folgte ein Fluch. Doch der Kapitän der White Flame ließ sich davon nicht unterkriegen und seine blutende Nase war ihm in diesem Moment wohl egal, als sie gemeinsam versuchten den Arm wieder ein zu fangen.

Etwas, was ihnen schier unmöglich zu gelingen schien, bis ein weiteres paar Hände dazu kam. Ein dunkler Blick kreuzte den von Vaith und er nickte der Frau mit den schwarzen, Hüftlangen Haaren zu. Erst mit ihrer Hilfe gelang es Layla die Spritze unter die Haut Fenrirs zu bringen.

Es dauerte nicht lange und Fenrirs Körper beruhigte sich.

 

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