14.Kapitel: Unangenehmer Besuch

Der Morgen war bereits vorangeschritten, als das andere Schiff so nahe heran war, dass sie die weiße Signalflagge des anderen Schiffes ausmachen konnten, welche ihnen eine friedliche Absicht verriet.

Trotz der Absicht, friedlich zu sein, spürte ein jeder auf der White Flame beim anblick des bedrohlichen, schwarzen Schiffes, dass ihr eigenes Schiff tatsächlich um länge und größe überragte, etwas mulmig.

Niemand der bei klarem Verstand war und einen Blick auf das Schiff hatte werfen können, war der Meinung, dass sie tatsächlich 'nur' in friedlicher Absicht unterwegs waren.

Dafür war die Aufmachung des Schiffes einfach schon zu düster und erinnerte stark an die abgewrackten Sklavenschiffe, die es ab und an auf den Meeren zusehen gab und welche im Auftrag der Regierung seltene Fracht verschifften.

Vor nicht als zu langer Zeit, hatte Benjamin eines dieser kleineren Sklavenschiffe verfolgt und versenkt. Eine Tat, die sie bei der Marine eine Zeit lang auf den Plan gerufen hatte, da dieses spezielle Schiff tatsächlich Fracht für einen Aristokraten verschifft hatte.

Und dieses hier, erschien dem anderen sehr ähnlich und rief einen gewissen Unmut in der Crew aus.

Doch niemand hatte sich dazu geäußert.

Noch immer war das Schiff nicht nahe genug heran, als dass es eine Bedrohung für sie war, doch mit jedem Docht der verstrich, kam die schwarze Galessa näher.

Schließlich und als die Sonne bereits eine Handbreit über dem Meeresspiegel stand, war das schwarze Schiff so nahe heran, dass man eine entsprechend lange Planke ausbringen konnte um beide Schiffe miteinander zu verbinden.

Zuvor hatte das andere Schiff per Signallaternen angefragt ob man an Bord kommen dürfe und Benjamin hatte diese Anfrage bestätigt.

Es war reine Höflichkeit, dennoch musste es von keinem an Bord der White Flame gut geheißen werden.

So kam es, das Benjamin, zusammen mit Shila an seiner linken Seite an Steuerbord stand und den Kapitän des anderen Schiffes in empfang nahm.

Etwas abseits, aber immer noch nahe genug, fand man Jeffrey und Celeste, die beide mit einem erstaunlich, betont neutralem, Gesichtsausdruck versehen waren.

Einen Teil der Crew fand man verstreut auf dem Deck. Sorgsam aufgeteilt, aber nicht so, dass sich ein 'Gast' unerwünscht fühlte.

So fehlte zumbeispiel Kiona, die in ihrer Küche werkelte oder Layla, die sich in ihrem Krankenzimmer zurück gezogen hatte.

Doch der größte Teil war auf Deck und behielt sowohl die drei Fremden im Auge, die in diesem Moment das Deck betraten, als auch das andere Schiff.

Der Mann, der die White Flame zuerst betrat, war deutlich als Kapitän zu erkennen, während die anderen beiden, die ihm gefolgt waren, eigentümliche Gestalten für sich waren.

Benjamins Augen musterten den anderen, als dieser mit einem breiten Grinsen seinen Fuß auf Bens Schiff setzte. Er war besonders auffällig, mit einem breitkrämpigen Kapitänshut, der übermäßig stark mit Goldschmuck und pompösen Federn versehen war. Ähnlich wie sein, mit Brokatversehener Reisemantel, der zwar schon einiges erlebt haben musste, aber dennoch wenig von seinem 'glanz' eingebüßt hatte. So war auch dieses Kleidungsstück mit Gold und Silber verziert.

Die Füße des Mannes hingegen steckten in guten, schwarzen Stiefeln, die seinem Träger wohl schon einige Zeit gute Dienste leisteten.

Sie waren schlichter, als der Rest an dem Mann, verrieten Benjamin aber etwas entscheidendes.

Dieser Mann mochte mit seinem Äußeren herausstechen und seine Kleidung mag... Geschmackssache sein, aber diese Stiefel verrieten, dass er sehr wohl fest mit beiden Beinen am Boden stand.

Und der Blick des Mannes ließ Benjamin erahnen, mit was für eine art Mensch er es hier zu tun hatte. Und es gefiel ihm immer weniger.

Langsam fragte er sich, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, diesen Mann auf sein Schiff zu lassen.

Die beiden die ihm gefolgt waren, bestanden aus einer Frau, dessen Feuerrotes Haar im leichten Wind, wehte und deren Blick einen frösteln ließ, sowie einem etwas fülligerem Mann, dessen schmale Augen nur wenig entgehen zu schienen.

Während Dyrian, ein stattlicher junger Mann war, der Wert auf sein äußeres zu legen schien, war es den anderen beiden beinahe schon egal, wie sie den anderen erscheinen mussten.

Der zweite Mann auf der linken des Piratenkapitäns, besaß alte, aber gute Seemanskleidung, während die Frau auf seiner rechten, es nicht für nötig befand, sich möglichst Sittlich zu Kleiden.

So quoll ihr Busen unter einem sehr engen, schwarzen Mieder mit aufreizend roter Schnur, beinahe schon hervor. Wobei sie unter dem Mieder ein weißes Hemd trug, dessen oberen Knöpfe jedoch offen waren und ohne dem Mieder hätten sie mit sicherheit nicht zur verhüllung ihres üppigen Vorbaus beigetragen.

Benjamin schwieg, als Dyrian breit grinsend seine Augen über das Deck und die Anwesenden streichen ließ.

"Ein nettes empfangs Komitte, ist das." Eröffnete er das Gefecht.

Einen Moment lang sah es so aus, als wenn Ben nichts sagen würde, doch dann entspannte sich plötzlich seine Mimik und seine Haltung, wobei er den Kopf drehte und seine Leute nach einander ansah. Dann zuckte er scheinbar unbeeidruckt die Schultern.

"Jeder Gast wird bei uns individuell in Empfang genommen." Erwiederte er schließlich gelassen und machte dann eine Bewegung mit der Hand. "Ich ließ euch auf mein Schiff. Ich frage mich, was den Kapitän einer schwarzen Galessa dazu bringt, sich an Bord meines bescheidenen Schiffes zu bewegen."

Nun lag die Aufmerksamkeit des anderen gänzlich auf Benjamin.

Ein grau durchzog die Iriden des Mannes wie ein Sturm auf hoher See.

Unwillkürlich erinnert es Benjamin an einen unberechenbaren Taifun, der seine Mitte so sehr peitschte, wie ein Schiff welches sich in dessen unmittelbarem Zentrum befand.

Es war ein Gefühl, das ihn innerlich erschauern ließ, während er äußerlich versuchte seine neutrale unbeeindruckte Maske aufrecht zu erhalten.

Tief in seinem innersten riet ihm etwas zur äußersten Vorsicht und noch tiefer ein Urinstinkt, der ihm zur Flucht riet.

Es war ein leises, bedrohliches Flüstern, dass ihm beständig im Ohr lag und beinahe wie ein Geist, spürte er dabei das beängstigende Grinsen des Mannes der dort vor ihm stand.

Die Welt hielt den Atem an.

Das Licht verschwamm und Dunkelheit erhob sich um sie herum. Löschte die Präsenzen der anderen Mitglieder fast vollständig aus. Es war, als wenn es nur sie beide gab, während der Sturm in den Augen des anderen sich um sie herum zu erheben schien.

Benjamin war es, als wenn Ketten sich um seine Glieder legten und ihn unweigerlich auf die Knie zerren wollten, während Dyrian selbst, an größe zu gewinnen schien. Über ihn hinaus wuchs, während sich das Grau in seinen Kopf brannte wie ein glühendes Eisen.

Und unwillkürlich wurde das Flüstern dieser leisen Stimme immer lauter. Von einem kaum hörbaren wispern wuchs sie an zu einem fauchendem Orkan, der ihm beständig im Ohr zu pfeifen schien.

Und beinahe sah er sich selbst auf die Knie gehen, wenn in diesem Moment nicht plötzlich eine Welle sein Schiff erfast hätte, die es erheblich zum schwanken brachte.

Es zeriss die Illusion in seinem Kopf und beinahe schon verwundert sah er auf das offene Meer hinaus.

Er blinzelte.

Die See war ruhig und bot kaum Wellengang.

Etwas, was auch Dyrian dazu gebracht hatte, gen Süden zu blicken.

Beide schauten eine weile lang in diese Himmelsrichtung und gerade als Dyrian sich wieder ihrem Gespräch widmen wollte, kam ein seichter Wind auf, strich um sie herum.

Für Benjamin war es, als wenn warme Finger seine Wange entlang strichen und das Flüstern mit einem Wispern vertrieb. Ein wispern, dass wärme ausstrahlte und das Gefühl der Unterlegenheit gänzlich aus ihm trieb.

Unwillkürlich blickte er sich zu Celeste um und schenkte ihr ein kaum merkliches nickte.

Doch wenn er noch länger zu ihr gesehen hätte, dann hätte er bemerkt, dass diese fragend eine Braue hochgezogen hatte.

So jedoch, schaute er wieder zu Dyrian hinüber, dem etwas weniger gut zu schmecken schien, denn seine Brauen hatten sich leicht zusammengezogen und sein Grinsen war ihm von den Lippen verschwunden.

Wenn auch nur für einen Augenblick.

Was auch immer ihn wieder erheitert hatte, es gefiel Benjamin nicht, dennoch hütete er sich, Dyrian seine Gedanken preis zu geben.

"Ich such etwas." Griff der fremde Kapitän ihr Gespräch wieder auf und sah sich erneut auf dem Deck der White Flame um. 

"Tatsächlich?" Antwortete Ben einfach.

Dyrian nickte und verzog sein Gesicht zu einer gespielt bekümmerten Miene.

"Oh ja. Genauer gesagt, vermisse ich jemanden. Eine Frau. Sie ging vor einigen Tagen bei einem Sturm über Bord. Ihr müsst wissen, sie ist ein geschätztes Mitglied meiner Crew." Demonstrativ traurig sah er jeden einzelnen von ihnen an.

"Leider hat sie bei dem Sturm etwas abbekommen und könnte etwas verwirrt sein." Merkte er an und machte eine entsprechend kreisende bewegung mit seinem Finger an seiner Schläfe.

Benjamin hob eine Braue. "Eine Frau?"

"Ja, ja." Erklärte er gewichtig. "Sie hat langes, rosafarbenes Haar und einen Körper wie der einer Göttin." Obwohl die Worte sicherlich schmeichelnd sein mochten, waren seine Handbewegungen, die ihre Figur an bestimmten stellen besonders deutlich nachzeichneten obszön und alles andere als schmeichelnd.

Und wenn es nach Benjamin gegangen währe, hätte er Dyrian dieses wiederliche Grinsen aus dem Gesicht geschlagen. Doch mit etwas Glück kamen sie heil aus der Sache heraus ohne einen unnötigen Kampf zu provozieren.

Etwas in ihm, warnte ihn davor, sich einen offenen Kampf mit Dyrian zu liefern.

Zumindest nicht heute.

Plötzlich neigte Dyrian den Kopf auf die Seite und die gespielte Traurigkeit wich einem grinsen dass nichts anders als wahnsinnig zu bezeichnen wahr.

"Habt ihr sie zufällig gesehen?" Seine Stimme war leise, aber es schwang etwas in ihr mit, dass Benjamin dazu gebracht hätte sich zu schütteln, wenn er es nicht im richtigen Moment unterdrückt hätte.

Götter! Dachte er innerlich entsetzt. Was für ein Monster ist das?

"Nein." Gab er bemüht beherrscht zurück. "So jemanden sahen wir nicht und wir kamen auch erst vor zwei Tagen in diesen gewässern an." Log er, nur um es im nächsten Moment zu bereuen. Denn Dyrians Mundwinkel sanken abrupt herab und sein Blick verwandelte sich unmut.

"Ich mag es nicht, wenn man mich anlügt." Ließ er vernehmen und Benjamin spannte sich an. Ebenso wie seine Crew, die den plötzlichen Stimmungswandel des anderen Kapitäns merklich spürte.

Jeder Muskel in Benjamins Körper war zum zerreißen gespannt und zu jeder Zeit bereit, sofort zu reagieren.

Für einen endlos langen Moment, stand ein jeder bereit, bis Dyrian plötzlich begann laut hals los zu lachen. So überraschend kam es, dass nicht nur Benjamin zusammen zuckte.

Etwas, was die beiden anderen an Dyrians Seite dazu brachte, zu Grinsen.

In Benjamin weckte es unmut und er ärgerte sich für diese kleine blöße.

Schließlich schien sich Dyrian zu beruhigen und grinste ihn wieder augenscheinlich fröhlich an.

"Ich mach doch nur Spaß. Kein Grund gleich so angespannt zu sein." Er zwinkerte Benjamin amüsiert zu.

"Wollen wir uns nicht zurückziehen und vernünftig miteinander reden?" Er hob die Arme hoch und grinste fröhlich in die Runde. "Schließlich gibt es auch auf hoher See das Gastfreundschafts Recht!"

Benjamin hätte sich am liebstengeschlagen.

Darauf hatte es dieser Typ abgesehen?

Er zielte auf seine Gastfreundschaft ab?

Gereizt biss er die Zähne zusammen und konnte es nicht verhindern mit dem Kiefer zu mahlen.

Natürlich entging Dyrian das nicht.

"Du folgst doch dem Kodex oder?" Fragte er unterschwellig gefährlich.

Für einen Moment war Ben versucht ihm zu wiedersprechen und den Kodex sausen zu lassen, doch dann zwang er sich dazu, sich zu entspannen und wies Dyrian so wie seine beiden begleiter an ihm zu folgen.

Dyrian setzte sich wie selbstverständlich in bewegung und als er bei Benjamin war kniff er diesem ohne jede vorwarnung kurz in die Wange wie einem kleinen Bub.

"Mach dir nichts drauß, Benji, der Kodex ist ein unausgesprochenes Piraten Gesetz." Er blieb bei ihm stehen und ließ seinen Blick über seine Crew schweifen.

"Wer hätte gedacht, das D. Monkeys Gesetz einmal wie eine Schlinge sein könnte, die sich langsam um deinen Hals zuzieht." Sagte er so leise, dass nur Benjamin ihn hören konnte. Dabei sah er Ben noch nicht einmal an und dennoch sah er jeden einzelnen Tot seiner Kameraden in dem Sturm seiner Augen.

Die Frau hatte sich von Dyrians Seite entfernt und stand nur wenige Schritte vor Jeffrey und Celeste, welche die Rothaarige mit einem Basilisken Blick bedachte. Doch die Vize Kapitänin Dyrians ignorierte sie und leckte sich stattdessen über die vollen Lippen, währen ihr dunkler Blick vor Gier glitzerte.

Jeffrey indes fühlte sich unter ihrem Blick sichtlich unwohl.

"Ashaya." Wandte sich Dyrian nun an die Rothaarige und drehte sich dann zu dem anderen Mann um. "Sharbell, ihr bleibt hier. Ich will mit Benji alleine sprechen."

Dann sah er zu Ben. "Meinen Leuten wird doch nichts geschehen?" Fragte er unschuldig.

Benjamin hob eine Braue, doch dann seufzte er. "Unsere Gastfreundschaft gilt." Ließ er vernehmen ohne seine Leute an zu sehen.

"Sehr gut." Dyrian wollte sich schon zum gehen wenden, als Benjamins Stimme noch einmal erklang.

"Solange auch sie die Regeln achten." Und blickte Dyrian unverwandt entgegen.

Für einen Moment sah er in dem Sturm seiner Augen einen Schatten. Es bestätigte Benjamin seine Ahnung, doch mit seinen Worten hatte er Dyrian das Schlupfloch genommen. Oder eher seinen Leuten.

Benjamin war nicht dumm und hatte schnell die Regeln des Kodex gelernt, die ihm Vaith aufgewiesen hatte, nachdem sie eine Crew gegründet hatten.

Dennoch hätte er seinen Viezen gerne bei sich gewusst.

Dyrian schien mehr noch gerissen zu sein, als es Benjamin für möglich gehalten hatte.

Das hieß das er sich auf gefährlichem Grund bewegte.

Diplomatie war ihm nicht gänzlich unbekannt und er hielt sich auch nicht gerade für einen naiven Stümper auf diesem Gebiet, dennoch war Vaith weit besser in diesem Intrigen gespickten Gebiet.

Jedes Wort konnte ein Fehler bei Dyrian werden.

Gastfreundschaft gehörte zu dem Kodex den D. Monkey als Piratenkönig eingeführt hatte.

Wenn man die Legenden zu diesem Mann glauben konnte, war es absurd dass ein Mann wie er, einen solchen Kodex entworfen hatte, doch von Vaith wusste er, dass es nicht Monkey selbst gewesen war, sondern eines seiner Crewmitglieder.

Augenscheinlich war der Kodex ein Schutz für schwächere Piratenbanden um unnötige Morde und Kriege zu vermeiden, doch die Regeln ließen auch genug Schlupflöcher, sodass gewiefte Köpfe den Kodex zu ihren Gunsten drehen konnten.

Ob es nun beabsichtigt oder ein versehen war, Benjamin musste sich vorsehen, denn Dyrian schien die gerissene Sorte zu sein, die sich den Kodex zu seinem Gunsten drehte.

Doch schließlich wandte er sich ab und führte Dyrian zu seiner Kapitäns Kajüte.

 

~ * ~ * ~ * ~

 

Als Fenrir einen besorgten Blick über die Schulter zurück warf, blieb Vaith kurz stehen und legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Es wird gut gehen." Sagte er leise und sie wandte sich ihm zu. Sie sagte nichts, nickte aber nach einem kurzen zögern.

Sie hoffte es inständig.

"Ben ist nicht blöde." Erklärte der Blonde Vize und führte sie tiefer in das Innere des Schiffes. "Vertraue ihm einfach." Sie würde es gern, doch weder Vaith noch Benjamin kannten Dyrian.

Und als sie sich an ihn erinnerte, fröstelte es sie.

Dyrian... Sie schlang die Arme um sich und rieb sich kurz die Arme.

Ja. Sie hatte ihre Erinnerungen wieder erlangt, in jenem Moment in dem sie das schwarze Schiff gesehen hatte.

Und nun verstand sie, warum sie sich selbst geschützt hatte.

Doch es gab etwas, das noch viel wichtiger war als Dyrian und seine Crew.

Deshalb streckte sie die Hand nach Vaith aus und zupfte ihm am Ärmel.

"Vaith." Sagte sie seinen Namen leise aber klar. "Ich muss dir etwas wichtiges sagen."

Er blieb stehen und sah sie überrascht an. 

"Kann es nicht warten, bis wir sicher sind?" Doch sie schüttelte den Kopf.

"Es ist wichtig." Erklärte sie gewichtig.

Er seufzte und fuhr sich kurz über das Gesicht, bevor er einen Blick den Gang hinunter warf. Doch dann nickte er und bedeutete ihr zu sprechen. "Was hast du auf dem Herzen?"

Gerade als Fenrir den Mund öffnete, spürte sie einen winzigen Hauch. Es war kaum mehr als ein entferntes ausatmen, doch es war ihr genug um sich plötzlich nach vorne zu werfen und Vaith mit einem Hechtsprung nieder zu reißen.

Sie spürte noch wie das scharfe Metall eines Bolzens ihre Wange hauchzart anschnitt und durch ihre wehenden Haare pflügte.

Dann prallten sie hart auf den Boden und Vaith blieb für einen Moment die Luft weg.

Nur um harsch von Fenrir mit den Füßen abrupt gegen die Wand getreten zu werden. Der Schwung schob sie selbst zurück an die andere Wand, doch gerade als sie die Füße weg zog, schlug erneut ein Bolzen genau dort ein, wo sie sie eben noch hatte.

Fenrirs Kopf fuhr herum und dort im Dunklen konnte sie sie schemenhaft ausmachen. Zwei weiße Punkte die im Schein der Lampe, die Vaith bei sich getragen hatte einen leichten Orangschimmer besaßen. Das Glas der Lampe war gesprungen und der Docht darin samt Öl lief nur knapp neben Vaith' Kopf aus. Das Feuer breitete sich auf dem Öl aus, doch auf das Holz selbst ging es nicht über.

Zum Glück, dachte Vaith, hatte Ben explezit Holz von Feuerbäumen verarbeiten lassen.

Ein leises zischen und knistern lenkte jedoch schnell seine Aufmerksamkeit auf den Bolzen, der zwischen ihm und Fenrir noch immer im Holz stackte. Und weitete seine Augen.

"FENRIR!" Rief er entsetzt und riss die Arme vor sein Gesicht, doch selbst das hätte nichts gebracht, so dicht war der Bolzen an ihnen.

Fenrir hingegen riss den Kopf herum, erkannte die Kapsel an dem Bolzen trat nach ihm.

Der Schafft des Bolzens brach und wurde in die richtung des Augenpaares geschleudert. Sie hörte noch die hastigen Schritte des anderen, bevor sie versuchte sich noch über Vaith zu werfen und das Schwarzpulver in der Kapsel mit dem Feuer in berührung kam, welches an einer Schnur der Kapsel entgegen gekrochen war.

Doch bevor sie bei ihm war, riss die Explosion sie von ihm fort.

 

~ * ~ * ~ * ~

 

Gerade als Benjamin Dyrian die Tür zu seiner Kabine öffnen wollte, erschütterte eine heftige Explosion das Schiff und brachte alle anwesenden auf dem Deck zum schwanken.

Noch während das Schiff hin und her schaukelte, riss Benjamin den Kopf zu Dyrian herum, welcher sich mit einem eleganten Sprung von Ben entfernte.

Auf dem Gesicht des Mannes zeichnete sich ein angestrengtes Grinsen ab.

"Das war etwas früh." Bemerkte er und Ben Fluchte.

Nur um dann die schalachrote Klinge zu ziehen, die an seinem Gürtel befestigt war.

Nur das Dyrian es wohl nicht auf einen Kampf abgesehen hatte den er zog genauso schnell eine Pistole aus seinem Gürtel und grinste Benjamin an, der wie angewurzelt stehen blieb und die Zähne aufeinander biss.

"Sorry, Benji, aber Heute habe ich nicht vor, die Klingen mit dir zu kreuzen. Ich bin nicht wegen dir hier."

Er zog die Sicherung zurück und gerade als Benjamin sich wegrollen wollte, drückte Dyrian ab.

Ein Schuss hallte über das Deck und mit einem mal war es, als wenn die Welt stehen blieb.

Shila sah noch, wie der Mantel, den Benjamin für offiziellere Anlässe immer trug aufflatterte und er nach hinten gerissen wurde.

Blut spritzte.

Das Bild, wie er vor ihren ungläubigen Augen nach hinten geschleudert wurde brannte sich in ihren Kopf ein, bevor er heftig gegen die Wand hinter ihm schlug und die Welt sich abrupt wieder in bewegung setzte.

"BEN!!!" Kreischte sie aus einem impuls heraus und rannte, ohne nach zu denken, los.

Shila war nicht die einzige, doch sie war die erste, die bei Benjamin war und ihre Hände auf die blutende Wunde presste. Unter trance spürte sie wie der rote Lebenssaft ihres Kapitäns, warm über ihre Hände floss. Unaufhörlich starrte sie auf das Blut und konnte den Blick einfach nicht von dem Blut oder ihren Händen abwenden, als wenn sich seine Wunde dadurch schließen könnte.

Kaum in der Lage dazu, zu denken sah sie hinauf zu ihm, wo sein Gesicht bleich und sein Blick voller schmerz war.

Mit weiten Augen und rasendem Herzen schossen ihr Gedanken und Szenarien in den Kopf, die sie versuchte fort zu drücken. Nur das sie mit aller Macht über sie hereinbrachen und sie für einen endlosen Moment befürchtete, dass ihr Kapitän ihr, unter ihrer Hand wegsterben könnte.

Doch dann griff seine Hand in ihre Schulter und er versuchte sich an einem Lächeln, dass ihm beinahe verunglückte.

Er öffnete den Mund und wollte etwas sagen, als ein rinsel Blut seinen Mundwinkel hinab lief.

"Halb so wild." Brachte er verkrampft heraus und Shila starrte ihn ungläubig an.

"Bist du verrückt?" Schnauzte sie ihn beinahe schon hysterisch an. "Du wurdest ANGESCHOSSEN!" Rief sie und es hätte nicht viel gefehelt und sie hätte ihn geschlagen.

Doch Benjamin lachte nur, was er sofort bereute und das Gesicht verzog.

"Aber nicht erschossen." Gab er schwach zurück und sah auf die Blutende Wunde hinab, auf die Shila immer noch ihre Hände presste.

Ein nahes, helles Glockenklingen ließ Shila verstummen und über die Schulter zurück sehen.

Dyrian hatte dies genutzt um auf sein Schiff zurück zu fliehen, sammt Ashaya und Sharbell, wo sie die Planke, die die beiden Schiffe miteinander verbunden hatte, wieder einzogen. Sie sahen noch, wie Ruder angehoben wurden und wie sie sich mit diesen von der White Flame abstießen.

Schneller als sie es für möglich erachtet hatten, entfernte sich das schwarze Schiff.

Plötzlich bewegte sich Benjamin unter Shila und erhob sich trotz ihres Protestes.

Die Wunde die Dyrian, Benjamin geschossen hatte, war zwar schwer, aber es hatte nur seine Schulter getroffen.

Er spürte den Schmerz und wenn er die Schulter bewegte, spürte er sogar die Kugel, die noch in ihm steckte, doch er versuchte den Schmerz zu ignorieren und fing an, Befehle zu bellen.

"Macht mir das Schiff Kampf bereit!" Brüllte er und das donnern seiner Stimme weckte seine Crew aus der Schockstarre.

"Und wo zum geier bleibt Vaith?" Grummelte er in seinen kaum vorhandenen Bart.

Dann wandte er seinen Blick wieder dem schwarzen Schiff zu und Kouga standt plötzlich neben ihm.

Finn hatte für ihn das Steuer übernommen.

Nach Benjamin und Vaith, teilte sich Shila mit Kouga das Komando, weshalb der gut gebaute große Mann plötzlich neben seinem Kapitän stand.

"Sie richten ihre Kanonen aus." Bemerkte er wie beiläufig und Benjamin brummte.

"Ich seh's." Knurrte er und hielt sich die blutende Schulter.

Kouga warf ihm einen kurzen Seitenblick zu.

"Willst du meinen Rat?"

"Nein, aber du wirst ihn mir ohnehin geben." Nur kurz huschte der Ansatz eines Lächelns über Kougas Lippen, bevor er wieder grimmig dreinblickte.

"Wir sollten versuchen uns zurück zu ziehen und," Er warf Benjamin erneut einen Blick zu. "Du solltest unter Deck zu Layla gehen und das verbinden lassen."

 

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